Durch angeborene Behinderungen oder früh erworbene Erkrankungen sind viele junge Erwachsene von Pflegebedürftigkeit betroffen. Sie wünschen sich ein selbstbestimmtes Leben wie andere Menschen im gleichen Alter.

Die aktuell verfügbaren Angebote sind jedoch vorwiegend auf alte Menschen und eine geriatrische Versorgung ausgerichtet, wie der aktuelle Pflegereport der Barmer berichtet. 

In den vorhandenen Wohneinrichtungen für Menschen mit Behinderung sind meistens keine Plätze frei, und oftmals werden die Menschen in diesen Einrichtungen nach Art und Schwere der Behinderung separiert, was die Normalisierung der Lebensbedingungen verhindert.

Etwa jeder zweite Pflegebedürftige zwischen zehn und 29 Jahren hat angegeben, dass sich sein Wechsel in eine Wohngruppe, aber auch in ein Pflege- oder Behindertenheim deswegen zerschlagen hat, weil kein Platz in der jeweiligen Einrichtung vorhanden ist. Kleine Wohngemeinschaften mitten in der Gesellschaft gibt es selten und ausschließlich für Menschen mit geringem Hilfebedarf.

Somit bleibt für viele junge Erwachsene – insbesondere mit hohem Hilfebedarf – der Wunsch nach selbstbestimmtem Wohnen mitten im „prallen Leben“ meistens unerfüllt.

Für Politik, Bauwirtschaft und Interessenverbände müsste dieser Mangel Motivation sein, gemeinsam mit den betroffenen Menschen alternative Lösungen zu erarbeiten.

Es bleibt die Frage, warum nach wie vor so wenig neue Wohnmöglichkeiten entwickelt und aufgebaut werden.