Grundidee – wichtige Grundprinzipien
Nach Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention sollen alle Menschen mit Behinderung grundsätzlich die Möglichkeit haben, zu wählen, wo und mit wem sie leben und dabei nicht auf besondere Wohnformen angewiesen zu sein.
Die IG Inklusives Wohnen entstand im Juli 2012 als Zusammenschluss von Eltern, die sich zum Ziel gesetzt haben, für ihre behinderten Töchter und Söhne familiäre Wohngemeinschaften aufzubauen.
Menschen mit weniger oder hohem Hilfe- und Betreuungsbedarf sollen so wohnen können wie andere Menschen in ihrem Alter, also auch in eigener Wohnung oder in einer Wohngemeinschaft!
Die BewohnerInnen sollen dort ein dauerhaftes Zuhause finden und ein selbstbestimmtes und doch „behütetes“ Leben außerhalb des Elternhauses und außerhalb der üblichen Heimunterbringung führen können.
Wir wollen Entscheidungen (z. B. über die Zusammensetzung der WG, über neue MitbewohnerInnen und UnterstützerInnen/AssistentInnen) in regelmäßigen Treffen besprechen. Dazu arbeiten wir gerade entsprechende Leitlinien aus.
Ziel: eine kleine Wohngemeinschaft
Das Ziel ist die zügige Umsetzung von ambulant betreuten Wohngemeinschaften für behinderte Menschen, unabhängig von Art und Schwere der Behinderung.
Die IG Inklusives Wohnen will deshalb ein in Unterfranken bisher einzigartiges, inklusives Wohnprojekt ins Leben rufen, bei dem Erwachsene mit ganz unterschiedlichen Behinderungen von Sozialpädagogen, Pflegern und Helfern ambulant versorgt werden und – zu einem späteren Zeitpunkt – auch mit Menschen ohne Behinderung (zum Beispiel StudentInnen) mitten in der Gesellschaft zusammen leben können.
Die Strukturen in der WG sollen auf die individuellen Bedürfnisse, Wünsche und Notwendigkeiten der BewohnerInnen ausgerichtet sein und nicht an starren Programmabläufen.
Die BewohnerInnen sollen in der WG normale und altersgemäße Lebensbedingungen erfahren können.
Das berufliche Umfeld / die Tagesstruktur findet je nach Bedarf und Bedürfnissen in individuellen Arbeitsverhältnissen, als Rehabilitanden in einer Werkstatt für behinderte Menschen oder einer Tagesförderstätte statt.
Die Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft soll durch individuelle, assistierte Freizeitangebote innerhalb und außerhalb der WG erreicht werden.
Personenkreis
Zur Zielgruppe gehören Menschen, die keine stationäre Hilfe in Anspruch nehmen wollen, aber dennoch Betreuungs- und Pflegeleistungen rund um die Uhr benötigen. Diese BewohnerInnen möchten in einer Wohngemeinschaft leben und benötigen hierzu individuelle Betreuung und bedarfsgerechte Unterstützung.
Dazu gehört z. B. eine 24-Stunden-Betreuung (Nachtwache).
Wir wollen jedoch kein Pflegeheim im Kleinen realisieren und streben daher tatsächliche Inklusion an – es soll keine Trennung nach Art und Schwere der Behinderung geben, die BewohnerInnen sollen in ihrer Unterschiedlichkeit und natürlich auch mit nicht behinderten Menschen zusammen leben können.
Wir sehen Unterschiedlichkeit positiv! Jeder soll in die Wohngemeinschaft einziehen und von der dortigen Vielfalt profitieren können.
Wohnform
Wir suchen nach einem Haus mit unterschiedlich großen Wohnungen und Gemeinschaftsräumen, in denen jeweils 1 bis 4 Personen wohnen können und bei Bedarf ambulant betreut werden. Optimal wäre das Zusammenleben behinderter und nicht-behinderter Menschen in einer Wohnung oder in einem Haus wie es in den Wohngemeinschaften von „Gemeinsam leben lernen“ in München praktiziert wird.
Wohnort
Die Wohngemeinschaft/en soll/en möglichst in Wohngebieten mit einer guten Infrastruktur umgesetzt werden, um einen guten – möglichst fußläufigen – Anschluss an öffentliche Verkehrsmittel und einer guten Erreichbarkeit von Läden, Ärzten, Gaststätten und Angeboten des kulturellen Lebens zu gewährleisten.
Im Sinne der „Inklusion“ sieht die IG Inklusives Wohnen eine wesentliche Zielsetzung des Projektes darin, dass die Bewohner in einen guten Austausch mit ihrer Nachbarschaft treten und an Angeboten im näheren und weiteren örtlichen Umfeld teilnehmen können.
In einem Neubau ließen sich unsere Vorstellungen natürlich am Besten verwirklichen. Deshalb sind wir auf der Suche nach barrierefreiem Wohnraum für unsere Wohngemeinschaft.
Rolle der Eltern – Angehörigen
Die Eltern und Angehörigen bleiben wichtige Bezugspersonen im Leben der BewohnerInnen, deshalb soll ein enger Kontakt zur Tochter / zum Sohn und zu den MitarbeiterInnen ermöglicht und gefördert werden.
Die Wohngemeinschaften müssen jedoch auch ohne deren Mithilfe „funktionieren“, damit sie dauerhaft Bestand haben.
Pflege- und Betreuungsleistungen
Die erforderlichen Hilfen können gemeinschaftlich und in Zusammenarbeit mit Anbietern wie z. B. der Lebenshilfe oder von BewohnerInnen bzw. deren gesetzlichen Vertretern/Eltern in Eigenregie organisiert und „eingekauft“ werden. Auch hierzu erarbeiten wir entsprechende Leitlinien und suchen nach Kooperationspartnern.
Die Finanzierung der Wohngemeinschaft erfolgt über das mit dem zuständigen Sozialhilfeträger vereinbarten Persönliche Budget und sonstigen Geldleistungen (z.B. Grundsicherung) oder über andere Vereinbarungen.
Vernetzung – Zusammenarbeit
Das vorhandene Spendenkonto wird durch eine partnerschaftliche Vereinbarung von der Lebenshilfe Aschaffenburg verwaltet.
Zur Realisierung einer guten Vernetzung mit den gesellschaftlichen und sozialen Strukturen vor Ort planen wir, noch in der Einzugsphase auf die Vereine, Schulen, Kirchengemeinden und andere Gemeinschaften zuzugehen.
4. Juli 2014 – in Zusammenarbeit mit Herrn Kurt Heuß (überarbeitet im Juni 2016)
Konzeption der IG Inklusives Wohnen zum Download