- Kommentar von Inge Rosenberger
Folgenlose Gedenktage mit vielen Worten und lobendem Schulterklopfen, wie toll doch alles ist.
Was wünschen sich Eure Töchter und Söhne, was sie selbst nicht in Worte fassen können? Ich würde mich über viele Rückmeldungen freuen.
Meine Aufgabe als Mutter ist es, die Stimme meiner nicht-sprechenden Tochter zu sein und ihre Wünsche und Forderungen zu verbalisieren und – wenn’s sein muss – auch dafür zu kämpfen.
Ich will so leben, dass ich mich wohlfühlen kann.
Ich will dieses Leben nach meinen Wünschen bestimmen.
Ich will kein Leben nach den Vorstellungen anderer führen.
Ich will mein Leben so normal wie möglich führen. Das heißt aber nicht, dass ich mich an dem orientieren will, was der ‚Normalbürger’ als ‚normal’ versteht. Normal können die verschiedensten Lebensperspektiven sein.
Niemand hat mir vorzuschreiben, wie mein ’normales‘ Leben auszusehen hat. Dann hättet Ihr das Normalitätsprinzip falsch verstanden.
Ich will vielmehr, dass Ihr mich bei meinem Wollen, Tun und Lassen unterstützt und begleitet.
Ich will, dass mein Leben für mich Sinn macht, möchte das Gefühl haben, Bedeutung auch für andere Menschen zu haben.
Ich will, dass Ihr mich mit Respekt behandelt und nicht geringschätzig über mich redet oder mich gar herablassend behandelt.
Ich will nicht „auf Teufel komm raus“ pädagogisiert und therapiert werden. Ich bin ein erwachsener Mensch.
Ich will, dass Ihr meine Grundrechte achtet. Die gelten für Euch und für mich gleichermaßen. Und ich habe meine Rechte nicht infolge meiner komplexen Behinderung abgegeben.
Ich bin Teil dieser Gesellschaft und will Gelegenheit haben, an diesem Leben teilzuhaben – mitten in der Gesellschaft.
Ich wünsche mir, dass Eltern und Angehörige nicht monate- und jahrelang für das Recht auf Inklusion kämpfen müssen.
(Inge Rosenberger für Annika Rosenberger)